Endlich ist es soweit: Mein erster Blogeintrag. Diesen möchte ich einer, für mich ganz besonderen Vogelart, der Bartmeise, widmen. Es hat sich für mich, in Mitteldeutschland Lebenden, lange Zeit als sehr schwierig herausgestellt Bartmeisen überhaupt mal zu beobachten. Denn Bartmeisen leben in ausgedehnten Schilfwäldern, die man in Deutschland vor allem in Schleswig Holstein und Mecklenburg Vorpommern sowie am Bodensee vorfindet. Ich hatte schon einige Male das auffällige ping, piping aus einem Schilfgürtel gehört, doch zu sehen bekam ich die schönen Vögel lange nicht. Eines Spätsommers hatte ich dann endlich das Glück an der Westküste Schleswig Holsteins, Bartmeisen zu beobachten. Seitdem wollte ich diese Art unbedingt schön fotografieren. Doch das hat noch lange auf sich warten lassen.
Im Spätsommer 2014 bin ich dann auf den Schellbruch, ein Naturschutzgebiet im Stadtgebiet Lübeck, gestoßen. Ein sehr gut erreichbares Gebiet, wo man hervorragend (Wasser)Vögel beobachten kann. Darüber wird an anderer Stelle nochmal genauer berichtet. Hier ließen sich schon bei meinem ersten Besuch juvenile Bartmeisen auf kürzeste Entfernung beobachten und fotografieren. Fürs Erste sehr zufrieden fuhr ich nach Hause, jedoch mit dem Willen auch adulte Tiere schön abzulichten. Nach vielen weiteren Besuchen ist dann auch einigermaßen vorzeigbar gelungen.
Während der Brutzeit sind Bartmeisen, im Gegensatz zu vielen anderen Arten, eher heimlich und nur selten zu sehen. So habe ich während des Frühjahrs kein einziges Bartmeisenfoto zustande gebracht. Nach der Brutzeit allerdings, streifen Bartmeisen, zum Teil auch in größeren Trupps umher und klettern bis an die Ähren der Schilfhalme hinauf, deren Samen ihre Hauptnahrung außerhalb der Brutzeit darstellen.
Das ist wohl die beste Gelegenheit Bartmeisen schön zu beobachten und zu fotografieren. Wenn man einen Trupp ausmacht, sich ruhig verhält und nicht ruckartig bewegt, sind sie auch wenig scheu und zeigen sich dem Beobachter am wackelndem Schilf mitunter sogar sehr neugierig. Teilweise kamen die Bartmeisen so nah an mich heran, dass die Naheinstellgrenze vom Objektiv unterschritten wurde und ich diese Momente nutzte sie ausgiebig aus nächster Nähe zu beobachten. Sehr, sehr schöne Erlebnisse.
Nachdem ich mit all den klassischen Motiven und voll drauf ziemlich zufrieden war, wollte ich unbedingt nochmal ein Foto im Gegenlicht bei auf- oder untergehender Sonne. Am besten mit Raureif, Schnee oder Tau am Schilf, schön ausgeleuchtetem Vogel und vielen Flares. Doch dieses Bild soll wohl zunächst nur in meiner Fantasie existieren. Entweder keine Meisen, kein Raureif, kein Schnee, kein Licht oder viel zu viel Wind. Eines Schneemorgens habe ich dann doch noch eine Bartmeise gefunden. Es war allerdings derartig dunkel, und immer wieder schneiend, sodass auch an diesem Morgen das erhoffte Bild nicht entstehen sollte.
Am nächsten Morgen stellte sich beim Blick aus dem Fenster die Regen prognostizierende Wettervorhersage als falsch heraus: völlig klarer Himmel und Windstille und noch eine Stunde bis Sonnenaufgang. Leider stellte ich fest, dass der Schnee über Nacht völlig verschwunden war, aber dennoch: Bartmeise, Wind und Licht waren mit mir und so bin ich doch noch zu meinem Gegenlichtbild gekommen. Ein magischer Morgen mit einer magischen Vogelart.