Lappland

Ammarfjället - Vindelfjällen

Bereits zweimal hatte ich die Gelegenheit ins schwedische Lappland, nach Ammarnäs im Schutzgebiet Vindelfjällen zu reisen, um in verschiedenen Forschungsprojekten mitzuarbeiten. Lappland wird nicht zu Unrecht als die letzte Wildnis Europas bezeichnet. Nie zuvor hatte ich nahezu unberührte Natur in diesen Ausmaßen gesehen.

 

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In den wilden Wäldern kann man, auf dem Weg in die Tundra neben Kreuzschnäbeln, Birken- und Erlenzeisigen, Unglückshähern begegnen. In sumpfigen Flächen brüten Bruchwasserläufer.

  Vindelfjällen

 

Die Tundra ist die Heimat unzähliger, sehr charismatischer Vogelarten, die ich zum Teil aus ihren Rast- und Überwinterungsgebieten kannte.  All diese Arten nun in ihrem Reich, dieser spektakulären, wilden Landschaft zu sehen und zu fotografieren – und dann noch dieses Licht! – überstieg meine Vorstellungskraft.

Falkenraubmöwe - Long tailed Skua

Es ist enorm, wie sich die Vögel, ihrer Mobilität zum Dank, die Ressourcen in der nur sehr kurzen Vegetationsperiode zu Nutze machen, während gleichzeitig nur wenige Prädatoren auf sie warten.
Nur wenige Arten bleiben das ganz Jahr über in der Tundra. Dazu zählen die Raufußhühner. Das Moorschneehuhn bewohnt niedrigere Lagen mit Weidenvegetation z.T. sogar Wälder, während das Alpenschneehuhn in kargen, fast vegetationsfreien Gebieten vorkommt.

Zu den Singvögeln, die den Sommer in der Tundra verbringen gehören Spornammer, Blaukehlchen und Schneeammer. Ihre schönen Gesänge verleihen der Stimmung der Tundra ihre besondere Eigenart. Spornammern und Blaukehlchen brüten direkt oberhalb der Baumgrenze in Zwergsträuchern. Schneeammern kommen erst in den höchsten Bereichen der Tundra vor – arktisch!

 

Eine äußerst eindrucksvolle Art der Tundra ist die Falkenraubmöwe. Raubmöwen sind außerhalb der Brutzeit ausgesprochene Hochseevögel und wohl das eindrücklichste Beispiel dafür, wie flexibel Vögel ihre Lebensweise begrenzten Nahrungsressourcen an ihren Brutplätzen anpassen können. Ihr Bruterfolg hängt im wesentlichen von der Lemmingdichte ab. So kommt es vor, dass Falkenraubmöwen in schlechten Lemmingjahren gar nicht brüten bzw. die Brut abbrechen. Sie ernähren sich dann von Spinnen, Käfern und den letzten gefriergetrockneten Beeren aus dem letzten Jahr und ziehen schnell aufs offene Meer ab.

 

Falkenraubmöwe - Long tailed Skua

 

Falkenraubmöwe - Long tailed Skua
Auch zahlreiche Limikolen brüten in der Tundra. Sie sind ausnahmslos Bodenbrüter, die als Nest eine flache Mulde in der weiten Tundra nutzen, sodass das Finden von Nestern, was einen großen Teil unserer Arbeit ausmacht, eine große Herausforderung sein kann.

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Goldregenpfeifer sind weithin durch ihr melancholisches Flöten wahrnehmbar. Sehr aufmerksam sitzt das Männchen auf einer Aussichtswarte, warnt das Weibchen auf dem Nest und lenkt potentielle Eindringlinge von ihr ab.

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Ammarfjället - Vindelfjällen

An kleinen Tümplen und Sümpfen mit Wasserflächen lebt das Odinshühnchen. Es gehört zu den Wassertretern und paddelt kreiselnd, hektisch im Wasser umher, um stochernd nach Nahrung zu suchen.

Red necked Phalarope - Odinshühnchen

Der wohl charismatischste Vogel der Tundra ist der Mornellregenpfeifer. Er gilt als ein Wunder oder die magische Art. Auf den höchsten Kuppen der Berge Lapplands überschaut er sein Reich. Es heißt, er fürchte den Menschen nicht, weil er in diesen entlegenen Bergregionen lebt, wo er kaum einer Menschenseele begegnet. So ist er dafür bekannt, dass man sich ihm ohne weiteres bis auf kürzeste Distanz nähern kann. Bengt Berg und Kollegen haben es soweit getrieben, den Vogel aus der Hand mit Würmern zu füttern und das Gelege des Mornells in die Hand zu nehmen, um es in der Hand weiter bebrüten zu lassen.

Seit jeher hat der Mornell die Besucher der Tundra fasziniert. Ich kann diese Faszination voll und ganz nachvollziehen:

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Auch farblich passt der Mornellregenpfeifer perfekt in die Tundra. Nahezu alle Farben finden sich in seinem Gefieder wieder.

 

Mornellregenpfeifer - Dotterel

 

 

Bartmeise

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Endlich ist es soweit: Mein erster Blogeintrag. Diesen möchte ich einer, für mich ganz besonderen Vogelart, der Bartmeise, widmen. Es hat sich für mich, in Mitteldeutschland Lebenden, lange Zeit als sehr schwierig herausgestellt Bartmeisen überhaupt mal zu beobachten. Denn Bartmeisen leben in ausgedehnten Schilfwäldern, die man in Deutschland vor allem in Schleswig Holstein und Mecklenburg Vorpommern sowie am Bodensee vorfindet. Ich hatte schon einige Male das auffällige ping, piping aus einem Schilfgürtel gehört, doch zu sehen bekam ich die schönen Vögel lange nicht. Eines Spätsommers hatte ich dann endlich das Glück an der Westküste Schleswig Holsteins, Bartmeisen zu beobachten. Seitdem wollte ich diese Art unbedingt schön fotografieren. Doch das hat noch lange auf sich warten lassen.

Im Spätsommer 2014 bin ich dann auf den Schellbruch, ein Naturschutzgebiet im Stadtgebiet Lübeck, gestoßen. Ein sehr gut erreichbares Gebiet, wo man hervorragend (Wasser)Vögel beobachten kann. Darüber wird an anderer Stelle nochmal genauer berichtet. Hier ließen sich schon bei meinem ersten Besuch juvenile Bartmeisen auf kürzeste Entfernung beobachten und fotografieren. Fürs Erste sehr zufrieden fuhr ich nach Hause, jedoch mit dem Willen auch adulte Tiere schön abzulichten. Nach vielen weiteren Besuchen ist dann auch einigermaßen vorzeigbar gelungen.

 

Während der Brutzeit sind Bartmeisen, im Gegensatz zu vielen anderen Arten, eher heimlich und nur selten zu sehen. So habe ich während des Frühjahrs kein einziges Bartmeisenfoto zustande gebracht. Nach der Brutzeit allerdings, streifen Bartmeisen, zum Teil auch in größeren Trupps umher und klettern bis an die Ähren der Schilfhalme hinauf, deren Samen ihre Hauptnahrung außerhalb der Brutzeit darstellen.

Das ist wohl die beste Gelegenheit Bartmeisen schön zu beobachten und zu fotografieren. Wenn man einen Trupp ausmacht, sich ruhig verhält und nicht ruckartig bewegt, sind sie auch wenig scheu und zeigen sich dem Beobachter am wackelndem Schilf mitunter sogar sehr neugierig. Teilweise kamen die Bartmeisen so nah an mich heran, dass die Naheinstellgrenze vom Objektiv unterschritten wurde und ich diese Momente nutzte sie ausgiebig aus nächster Nähe zu beobachten. Sehr, sehr schöne Erlebnisse.

Nachdem ich mit all den klassischen Motiven und voll drauf ziemlich zufrieden war, wollte ich unbedingt nochmal ein Foto im Gegenlicht bei auf- oder untergehender Sonne. Am besten mit Raureif, Schnee oder Tau am Schilf, schön ausgeleuchtetem Vogel und vielen Flares. Doch dieses Bild soll wohl zunächst nur in meiner Fantasie existieren. Entweder keine Meisen, kein Raureif, kein Schnee, kein Licht oder viel zu viel Wind. Eines Schneemorgens habe ich dann doch noch eine Bartmeise gefunden. Es war allerdings derartig dunkel, und immer wieder schneiend, sodass auch an diesem Morgen das erhoffte Bild nicht entstehen sollte.
Am nächsten Morgen stellte sich beim Blick aus dem Fenster die Regen prognostizierende Wettervorhersage als falsch heraus: völlig klarer Himmel und Windstille und noch eine Stunde bis Sonnenaufgang. Leider stellte ich fest, dass der Schnee über Nacht völlig verschwunden war, aber dennoch: Bartmeise, Wind und Licht waren mit mir und so bin ich doch noch zu meinem Gegenlichtbild gekommen. Ein magischer Morgen mit einer magischen Vogelart.

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Christian